Wie schmeckt eine Zigarette, die schon lange nicht mehr hergestellt wird? Kann man sie «wiederbeleben» und geniessen?

Smokerscult TitelWarten in meinem Humidor auf ihre Wiedergeburt: v.l.n.r. Andron, Craven „A“, Player’s Navy Cut, Sobranie Imperial Russian .

Als passionierter Geniesser habe ich schon in jungen Jahren angefangen zum Teil exotische Zigaretten zu sammeln. Sammeln ist vielleicht nicht das richtige Wort, ich habe vielmehr immer wieder eine Schachtel in eine Blechdose getan. Und jetzt stehe ich vor einem kleinen, raren Sortiment, welches dem heutigen Geschmacksdiktat, aber natürlich auch gesundheitlichen Aspekt geopfert wurde. Denn Hand aufs Herz, 26mg Teer sind nicht ohne, das verleiht zwar viel Geschmack, ist aber selbstverständlich nicht gesund. Da ich aber schon lange ein Genusspaffer bin (Zigarren sei Dank), habe ich mich beim Rauchen ganz auf das olfaktorische Momentum verlegt. Mit dem Resultat: Ich bin ein überzeugter Multikultiraucher.

So ist die Idee zu diesem Blog entstanden, ich will nicht nur leere Schachteln ins Web stellen, sondern auch deren Inhalt zeigen und beschreiben. Und wenn es irgendwo noch«Überlebende» gibt, versuche ich sie zu retten und schaue ob man sie noch geniessen kann. Meine Erkenntnis: auch wenn sich über die Jahre manche Inhaltsstoffe etwas verflüchtigen, der Grundcharakter der Zigarette bleibt erhalten. 

Genüsslich, S. Moker

15 Gedanken zu “Wie schmeckt eine Zigarette, die schon lange nicht mehr hergestellt wird? Kann man sie «wiederbeleben» und geniessen?

  1. Gibt es bereits erste Erfahrungswerte hinsichtlich alter Zigaretten im Humidor, bleibt der Geschmack erhalten bzw. lässt er sich durch das Klima wieder herstellen?

    • Danke für die Nachfrage. Ja, wie hält sich der Geschmack einer so alten Zigarette über Jahre? Ganz so toll wie in meiner Erinnerung schmeckt heute weder die Simon Arzt, die Rameses oder die Andron. Durch das Austrocknen ist wohl ein grosser Teil der Geschmacksstoffe und sowie des Teers verschwunden. Mir scheinen die Zigaretten um einiges weniger gehaltvoll als früher zu sein. Ein (Selbst)versuch lohnt sich aber allemal, den schmecken tut das Zeug – im Vergleich zu heutigen Zigaretten – immer noch wunderbar!
      Grüsse S. Moker

      • Also, ich hab aktuell über 10 Jahre alte Overstolz Filter dekantiert und nach wiederherstellen der nötigen Feuchtigkeit geraucht. Herrlich – kein Vgl. zu den richtigen Orient von 1990 und früher, aber die hatten neben dem würzigen Geschmack auch noch den „Flash“ (sicher wegen der ganzen Additiva).
        Zu den alten und UR-alten (1950er-1990 sag ich mal) kann ich ledig sagen, daß manche wirklich noch gut schmecken, da ich aber erst seit 1999 rauche fehlt mir natürlich der Vergleich =(
        Aber bei allen geöffneten Schachteln ist mir der gleiche, nicht gute Geschmack aufgefallen, den auch eine NIL nach 7 Monaten offen rumliegen hat – irgendwie süßlich, aber ohne das würzige, was die Orients ausmacht.
        Wenn Pergament statt Stanniol um die Cigaretten sind, scheint mir die Lagerfähigkeit auf Jahrzehnte möglich – wenn sie im trockenen Schrank in der Wohnung liegen und nicht in irgendwelchen feuchten Kellern.

      • Hallo S.Moker, vielen Dank für diesen wunderbaren Tip mit der Wiederbelebung im Humidor, ich habe es jetzt mehrfach bei alten Cigaretten die schon vorher gut gelagert waren ausprobiert und muss sagen es lohnt sich. As letztes habe ich eine R6 aus dem Jahre 1942 so wiederbelebt- mit Erfolg natürlich wird das Aroma und der Geschmack nicht mehr auf den ursprünglichen Stand zu bringen sein, aber dennoch lässt sich so ein gutes Ergebnis erzielen. Auch wenn ich den ursprüglichen Geschmack natürlich nicht kenne muss ich aber trotzdem sagen es lässt sich erahnen welch einen grandiosen Geschmack die Cigaretten früher hatten. Auch wenn die Cigartten heute weniger gehaltvoll sind wie ursprünglich kann ich für mein Empfinden nur sagen ist dies immer noch sehr gehaltvoll. Ich gehöre allerdings einer Generation an wo die Orientcigartte keine Rolle mehr spielte und die letzten Marken ( Nil o.M., Eckstein, Overstolz, Kyriazi Finas) welche noch erhältlich waren ein Randdasein fristeten.

  2. Hallo. Erstmal, super Seite.
    Da hier ja des Öfteren zu Recht den guten alten Orientzigaretten nachgetrauert wird möchte ich darauf verweisen, dass man in Griechenland anscheinend das Wissen um guten Geschmack noch nicht vergessen hat.
    Gerade erst hat das hier bereits schon mehrfach genannte Familienunternehmen Karelias & Sons einen neuen Tabak mit hohem Anteil Orienttabak herausgebracht.

    Klicke, um auf 2015Sep-Oriental-Mist.pdf zuzugreifen

    Es geht also doch noch. Leider wahrscheinlich in Deutschland nicht zu erhalten. Aber anscheinend könnte sich ein Griechenlandurlaub zwecks Erwerb guter Zigaretten und Tabak durchaus lohnen.
    Bis dahin bleibt zwecks olfaktorischer Genüsse im Hinblick auf Orienttabak hier wohl zunächst nur die gute alte Pfeife die erste Wahl ;)

    Beste Grüße und an den alten Dingen dran bleiben

  3. Ich bin eher zufällig drauf gekommen und nenne mittlerweile haufenweise alter Cigaretten mein Eigen. Wenn die Schachteln noch zu sind und halbwegs ordentlich lagerten ist auch nach 60 Jahren noch jede Menge Geschmack drinne. Leider fehlt mir der Vergleich mit dem Original als es noch frisch war. Ich hatte noch eher den Gedanken, daß es sich positiv verändert hat, ähnlich wie Wein mit der Zeit auch besser werden kann…
    Etwas zu den 26mg Teer : Nein, Gesund ist es sicher nicht (ob ungesünder als das Leben an sich weiß ich nicht…) aber ich weiß nicht ob man davon 20-30 am Tag raucht? Hab mal mit ner alten NIL den Test gemacht, mehr als ein Dutzend wollte ich nicht, bei normalen Filtercigaretten von heute geht das doppelte durch, als ich Light-Stix gestopft hatte waren es Ø50.

    • Da muss ich Dich leider enttäuschen, nach so vielen Jahren ist der Geschmack leider nicht mehr der Gleiche. Woran es liegt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Denke aber, es ist die Lagerung. Im Gegensatz zu Zigarren, die ich im Humidor aufbewahre, lagere ich meine Raritäten mehr oder weniger im Trockenen (das Papier profitiert davon bestimmt (siehe Dr. Bustany) . Vermutlich verflüchtigen sich zu viele Stoffe – sogar der Teer, auch der trägt viel zum Geschmack bei. Wie auch immer, schmecken, tun sie noch immer, vor allem wenn man sie mit heutigen Mischungen vergleicht.

      • Ich weiß, einige Sorten leiden exterm – Senoussi z.B. gar nicht SO alt, 70er/80er wohl – das Papier ist durchgegilbt und brüchtig, ein Schachtelinhalt roch sogar gammelig. Aber eine Blechdose EdLaurens gelb aus den 50er/60ern: Der Inhalt sah nach dem Öffnungen so aus, als hätte ich sie grad im Tabakladen gekauft (schöne Vorstellung :-) ) und die Cigaretten fühlten sich auch nichtmal dröge an und man kann sich gleich rauchen.
        Gab es denn da schon die Vergleichsmöglichkeit wie es bei OVP und gut gelagert ist – daß eine vor 45 Jahren angefangene Simon Arzt o.ä. in der Zeit arg an Aroma verliert, ist ja klar.

        • Also ich nenne ebenfalls einige Raritäten zum Teil noch aus den 20er Jahren (Bosco superior, Nestor Gianaclis Queen, und 30-40er ( R6 o.M., Sulima Rekord, Waldorf Astoria, Kyriazi Astra sowie Eckstein No.6 und aus den 60-70ern Simon Artzt No 70l, Greiling Diplom, Greiling Senat uvm.)mein eigen und bin auch zu dem Schluss gekommen, dass die Zigaretten in Blechpackungen öfters besser in der Erhaltung waren, aber bei den Gut gelagerten aus den 30/40er Jahren war zum Teil das Alter auch nicht unbedingt ersichtlich die Zigartten waren ohne Vergilbung, Stockflecken o.Ä. auch war das Papier nicht brüchig und alle nach der Humidormethode dekantiert noch gut rauchbar.

  4. Hallo Alper E
    Sorry, dass du so lange auf meine Antwort warten musstest. Du liegst mit deiner Vermutung nur was meine letzten Errungenschaften anbelangt (Craven Ä; Cork Tipped, Gauloises bau/gelb und Boyards) richtig. Alle anderen Schätze stammen aus meinen frühen Jahren. Da gab es das meiste noch im Tabakladen um die Ecke zu kaufen. Und, ich hatte eine Blechkiste, in welcher ich viele dieser Zigaretten aufbewahrte. Da in dieser Zeit immer wieder die eine oder andere Zigarette vom Markt verschwunden ist, verkniff ich mir alle aufzurauchen. So bin ich heute nicht nur im Besitz leere Packungen – sondern habe noch etliche mit „Inhalt“. Wenn sich in der Zwischenzeit auch einiges vom Geschmack verflüchtigt hat, schmecken tun die Dinger alleweil noch toll!

    Grüsse, S. Moker

    • Hallo Feuerstein. Schreck lass nach, habe eben erst deinen Beitrag (Link) angesehen. Spannend, was da steht, vor allem der Vermerk auf dem Päckchen „Verkauf erfolgt nur gegen Rückgabe einer leeren Packung“. Wie ist diese Aussage zu deuten: Nachhaltigkeit (besser Mangel an Verpackungen resp. Offenverkauf oder der Nachweis, dass der Inhaber dazu berechtigt ist zu rauchen?

      Grüsse S.Moker

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