Die Geschichte vom Zigarettenpapier JOB und LE NIL
Eine grenzüberschreitende Beziehung zwischen dem spanischen und dem französischen Cerdanya steht am Anfang dieser Erfolgsgeschichte.

Die Idee ging von Joseph (1823-1884), dem ältesten Sohn von Jean Bardou (1799-1852), aus. Er war von Beruf Mützenmacher und arbeitete im nahe der Grenze zu Spanien liegenden Bourg-Madame. Im ebenfalls grenznahen spanischen Ort Seo d’Urgel, lebte ein Mann namens Ginesto der ein Eisenwarengeschäft besass und als Nebeneinkommen das Herstellen von Heftchen «Papiers à Cigarettes» betrieb. Joseph Bardou pflegte mit Ginesto einen guten Kontakt und erwarb von ihm kleinere Mengen von Zigarettenpapier, dabei erfuhr er auch viel über das Geheimnis deren Herstellung. Zu dieser Zeit kam das in Frankreich angeboten Zigarettenpapier praktisch ausschliesslich aus Spanien. Joseph hatte die Idee, solches selbst in Frankreich herzustellen. Sein Vater Jean Bardou, dessen Beruf ursprünglich Bäcker war, diesen aber mit 35 Jahren aufgab, um in Perpignan ein Geschäft für «Fantasiepapier» zu eröffnen, erkannte bei einem Besuch seines Sohnes im Jahre 1847 das Potential dieser Idee. Dazu kam, dass er beim Besuch seines Sohnes in Puigcerdà bei Seu d’Urgell eine clevere Innovation entdeckte. Als Papierhändler war er sofort begeisterte. Dabei handelte es sich um die von den Spaniern praktizierte Methode, vorgeschnittenes Zigarettenpapier in kleinen Heftchen zu verkaufen. Dies war nicht nur praktisch, sondern auch hygienisch. Nach seiner Rückkehr nach Perpignan besass er die nötigen Informationen, um mit seinem Sohn mit der Herstellung von «Zigarettenpapier in Heftchen» zu beginnen.

Diese wurden zuerst von der Familie Bardou im Hinterzimmer handgeschnitten und in lokalen Apotheken angeboten. Der Erfolg stellt sich rasch ein. In der Folge schlossen sich die Bardous mit Jacques-Zacharie Pauilhac, einem Handelsvertreter aus Toulouse zusammen, der die JOB-Papierhefte mit der der Postkutsche weiter ins Land vertrieb. Im Jahr 1858 verlieh die Anbindung von Perpignan an das Eisenbahnnetz JOB einen weiteren Schub. Diese Expansion konnte Jean Bardou leider nicht mehr erleben, er starb Ende 1852. Sein jüngerer Sohn Pierre sollte sein Nachfolger werden, er ersteigerte die Marke JOB im August 1853 für 16.000 Francs.
Um die Qualität seines Produkts durch die gesamte Wertschöpfungskette sicherzustellen, kaufte Pierre Papierfabriken in La Moulasse in der Ariège. Auch gab er bei grossen Künstlern der damaligen Zeit Plakate für Werbezwecke in Auftrag. Dank JOB wurde Perpignan zur Welthauptstadt des Zigarettenpapiers.
1878 änderte Pierre Bardou per Dekret des Präsidenten seinen Namen in Bardou-Job. Ein Beweis für seinen Stolz auf das Erreichte und wie hoch das Ansehen der Marke JOB über die Jahre gestiegen war.

Ein Gesetz führt zum Erfolg Ein in Frankreich ab 1844 eingeführte Gesetz über Erfindungspatente begünstigte den Erfolg des Job-Papiers. Am 3. September 1849 reichte Jean Bardou einen «Antrag auf Erteilung eines Erfindungspatents für die Herstellung von Zigarettenpapier, das als Job-Papier bezeichnet wird», ein. Das Patent wurde am 14. November 1849 vom Ministerium für Landwirtschaft und Handel für eine Dauer von 15 Jahren erteilt, damit erfolgte der Startschuss zum Erfolg des Job-Papiers.
Dank dieser Gesetzgebung verteidigten fortan die Bardous ihre Markenrechte erfolgreich vor Gericht und trugen so auch zur erfolgreichen Durchsetzung der Rechtsprechung gegen Fälschungen in Frankreich bei.
Die Marketing-DNA der Marke JOB Das Job-Zigarettenpapier von Jean Bardou beruhte objektiv betrachtet auf der Nachahmung der spanischen Zigarettenpapierverarbeitung. Es galt also einen klaren und differenzierenden Unterschied zwischen den vorherrschend spanischen und seinen eigenen Produkten zu machen.
Die eigentliche JOB-Innovation war es, das Produkt als Marke zu etablieren, um sich so in einem bis zu diesem Zeitpunkt generischen Markt abzuheben.
Der Grundstoff, das Feinpapier, stammte aus der französischen Stadt Castres, die bei den Papierveredlern für die hohe Qualität ihres Papiers bekannt und geschätzt war. Das in Perpignan aromatisierte Papier, das die Grundlage der Marke JOB bildet, war entweder weiss oder gelb, wobei die Gelbfärbung auf den Zusatz von Lakritze zurückzuführen war.
Das erfolgreiche Patent beruhte hauptsächlich auf der Form und der Verpackung des Endprodukts und sich auf «das Schneiden des Blattes, sein Einlegen in Hefte» bezog. Die Papierblätter wurden auf ein Format von 7,5 cm x 4 cm zugeschnitten und zu schmucken Heften mit 120 bis 150 Blättern zusammengefasst.
Es befasste sich auch mit «der Vorbereitung des Umschlags, der Herstellung der Verschlusskordel, dem Einlegen, der Herstellung der Schachteln», Merkmale, die damals noch wenig oder keine Beachtung fanden.
Das «erste Markenzeichen», also «der erste Umschlag eines Zigarettenpapierheftchens», bestand aus einem grafischen Träger (die Verpackung), welcher auf braunem Grund gedruckt ist und auf der einen Seite aus goldenen Mustern und Streifen, auf der anderen Seite aus den Initialen J.B. – welche durch einen hochgestellten Rhombus getrennt sind – und so noch heute die Bild- und Wortmarke JOB bilden.

Da der Rhombus (ein Bestandteil des Wappens von Perpignan) sich in der Grösse und Strichstärke nicht von den Initialen JB unterschied, wurde sie als grafisch abgewandeltes O wahrgenommen und in der Folge als JOB ausgesprochen. Dies hatte zur Folge, dass sich Jean Bardou so stark mit seiner Marke identifizierte, dass er sich später Bardou-Job als Familiennamen eintragen liess.
Sehr viel Sorgfalt wurde auf die Verarbeitung der Verpackung gelegt. Die Hefte oder «Livrets-portefeuilles» sind «umhüllend» und werden mit einem rosafarbenen Band verschlossen. Die hygienisch Endverpackung erfolgt in hermetisch mit rotem Wachs versiegelten Schachteln, die für den staubigen Transport mit der Postkutsche geeignet waren.
In den Jahren 1893-1894 wurde die Marke JOB in Österreich-Ungarn und Bulgarien eingetragen. Im Jahr 1900 produziert JOB für Frankreich und den Export pro Tag bis zu 350’000 Hefte Zigarettenpapier. Dank ihres Exportpotenzials überstand die JOB auch schwierige Zeiten. Von 1889 bis 1900 werden auf großen Ausstellungen 520 Medaillen und Diplome gewonnen.


Vor dem Ersten Weltkrieg entschloss sich das Unternehmen auch den wachsenden Markt für «fertige» Zigaretten zu bedienen. Da das Tabakmonopol in Frankreich es aber nicht erlaubte, dies auf französischem Boden auszuüben, werden erste Manufakturen im Ausland oder in den französischen Überseegebieten, die in dieser Hinsicht einen Sonderstatus genossen, gegründet. Diese wurden in London, Straßburg, das damals zum Deutschen Reich gehörte, Zürich und Algier, wo Hiob-Zigaretten bereits seit 1908 verkauft wurden, gegründet.

LE NIL – eine weitere Bardou Erfolgsgeschichte
Joseph, der ältere Sohn von Jean Bardou, gründete 1849 ebenfalls eine eigene Werkstatt zur Herstellung von Zigarettenpapier mit den Marken «Papier Bardou» und «Riz Bardou». Um sich von den Produkten seines Vaters und später auch seines Bruders zu unterscheiden, zeichnete er seine Produkte mit Unterschrift «JH Bardou». Der Umstand, dass er bereits kurze Zeit nach deren Gründung von JOB, an deren Entstehung er ja massgeblich beteiligt war, könnte auf gewisse Differenzen schliessen lassen. Da er bei der Verpackung das gleiche Design wie JOB verwendete, ist anzunehmen, dass auch er die Rechte daran besass. Für die hohe Qualität seines Zigarettenpapiers erhielt er ab 1855 an Ausstellungen verschiedene Auszeichnungen.

Etwas später sprangen auch die Papierfabriken Lacroix mit ihren Produkten auf. Es begann damit, dass Joseph Bardou 1880 für sich bei Lacroix aus dem Département Charente Zigarettenpapier herstellen liess. 1885 gründete sein Sohn Eugène Bardou eine Kommanditgesellschaft, an welcher Adolphe Lacroix und die Papierfabrik JH Bardou et fils beteiligt waren.

Am 13. Mai 1887 wurde beim Handelsgericht von Perpignan «Le Nil» die Marke mit dem lachenden Elefanten eingetragen. Die Idee zum Namen «Le Nil» stammt daher, dass Lacroix bereits ab den 1870er-Jahren einen grossen Teil seiner Zigarettenpapier-Produkte in den Nahen Osten und insbesondere nach Ägypten exportierte. Im Jahre 1918 wurde Lacroix von Joseph Bardou et fils dann ganz übernommen.
«Le Nil» – die Marke mit dem lachenden Elefanten.


LE NIL – die Marke mit dem lachenden Elefanten. In dieser Zeit befand man sich in einer ausgesprochenen «Ägyptomania-Phase», so lag es nahe, dass das Verlangen der Kunden nach exotischem, damit äusserst gut angesprochen und befriedigen werden konnte. Warum aber ein Elefant als «Markensymbol»? Vielleicht weil er als kräftig und robust gilt, was doch eine hervorragende Eigenschaft für ein Qualitäts-Zigarettenpapier ist! Honi soit qui mal y pense – Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber die Idee ist bei «La Vache qui rit» doch arg ähnlich umgesetzt.
Eine Ausstellung von Tabakwerbeplakaten im Papiermuseum in Angoulême:
Im Jahr 1912 wird der lachende Elefant vom Plakatkünstler Leonetto Cappiello mit dem Slogan «Je fume que Le Nil» neu gestaltet.

Quellen: Diverse, Internet